War Barbro Karlen wirklich in einem früheren Leben Anne Frank?
Diese Frage kann wohl niemand mit Sicherheit beantworten. Angeblich gibt es neben Karlen noch acht weitere Frauen die glauben, die wiedergeborene Anne Frank zu sein.
Das alleine wäre schon ein Grund, sich näher mit diesem Fall zu beschäftigen. Doch statt zu untersuchen, verliert man sich in ideologischem Geschwafel. Während die einen um ihr Recht kämpfen, Wiedergeburt als Lohn/Strafesystem darzustellen, wollen die anderen Wiedergeburt verbieten. Was die einen sich als Satire ausdenken (dass es dem Dalai Lama verboten ist, in China zu inkarnieren) glaubt Georg Otto Schmid tun zu müssen. Er verbietet zwar nicht, weil er ja auch nicht die Macht dazu hat, aber er meint wohl, das gehöre verboten:“
Hier liegt die eigentliche Gefahr des Reinkarnationsglaubens: dass historische Geschehnisse im Grunde jede Bedeutung einbüßen. Einmaliges wird unwichtig, unfaire und auch schreckliche Konstellationen unerheblich oder gar wünschbar, da sie die Möglichkeit schaffen, Karma abzutragen. So wird derjenige Glaube, der geglaubt wird, um der Bedeutungslosigkeit des Einzelnen zu entgehen, zu einem Glauben, der dazu beiträgt, dass das Einzelne der Geschichte seine Bedeutung verliert.“ http://www.relinfo.ch/karlen/info.html
Das sind keine Argumente, das ist reines Wunschdenken. Kann man es sich aussuchen, ob es Wiedergeburt gibt, oder nicht? Ich glaube nicht. Entweder es gibt Reinkarnation, oder eben nicht.
Aus ideologischen Gründen kann man sicher nicht entscheiden, ob diese Geschichte echt ist, oder nur Fantasie.
In Basel und Zürich kam es bei der Präsentation ihrer Phantasmen zu Protesten. Die Aktion „Kinder des Holocaust“ verurteilte die „Vereinnahmung“ von Anne Frank und den „Mißbrauch“ ihrer
Geschichte. https://jungle.world/artikel/1998/24/anne-frank-bei-ilona-christen
Den jüdischen Kritikern geht es vor allem um das Lohn/Strafsystem und nicht unbedingt darum, ob es Seelenwanderung gibt, oder nicht.
Natürlich ist auch das eine Form der Ideologie, denn die Wahrheit ist wie sie ist und nicht so, wie wir sie gerne hätten. Fakt ist, niemand kann ernsthaft behaupten, er/sie wisse genau, wie Seelenwanderung funktioniert, oder nicht. Ob es ein Lohn/Strafe System gibt, oder nicht. Obwohl ich mich an ein Vorleben erinnert habe und ich auch das Glück habe, beide Leben vergleichen zu können, kann ich diese Fragen nicht mit gutem Gewissen beantworten. Ich tendiere zu der Annahme, dass wir einfach unser Leben fortsetzen und unser kommendes Leben in gewisser Weise gestalten. Da wir jedoch nicht wissen, welche Entscheidungen (die wir unterbewusst treffen) für uns gut, oder schlecht sind, sind wir wie Traumwandler. Wir taumeln durch die Zeit.
Wäre es nicht sinnvoller, sich ernsthaft mit diesem Fall zu beschäftigen, statt ihn verbieten zu wollen?
Wenn Karlen nicht die Wiederverkörperte Anne Frank ist – warum versucht man nicht, dies zu beweisen – und wenn sie es doch ist – tut man ihr dann nicht doppelt Unrecht? Was sagt Karlen eigentlich zu ihrer Geschichte? Sie glaubt fest daran.
Ich kann nicht feststellen, ob sie Anne Frank war, oder nicht, aber ich kann mir Gedanken machen, ob das was sie behauptet plausibel ist, oder nicht. Was spricht dafür, was spricht dagegen?
Die Tagebücher der Anne Frank sind heftig umstritten. Sie wurden immer wieder als Fälschungen bezeichnet, was zu Prozessen und Schlagzeilen führte. Andererseits wurden sie heftig beworben und sogar Theaterstücke wurden aufgrund ihrer Vorlage geschrieben und Filme wurden gedreht. Informationen über Anne Frank gab und gibt es also genug.
Im Elternhaus von Barbro Karlen war Anne Frank offenbar Thema, denn – wie Karlen selbst schreibt – fuhren die Eltern mit ihrer Tochter nach Holland, als diese 10 Jahre alt war und besuchten das Haus, in dem Anne Frank sich versteckt hielt. Das tut ja nicht jeder, der nach Amsterdam fährt. Es wäre durchaus möglich, dass sie auch schon früher von ihr hörte, oder etwas in der Zeitung las, vielleicht ein Bild sah. Ernsthafte Forscher würden die Eltern über diesen Umstand befragen, aber leider geht das nicht mehr, weil sie bereits verstorben sind.
Barbro`s angebliche frühen Erinnerungen, könnten theoretisch Pseudoerinnerungen sein, aufgrund von mitgehörten Diskussionen der Eltern über einen Film, oder einen Zeitungsartikel.
Karlen schreibt, sie wäre von einem Psychologen untersucht worden. (Auf Seite 9 in ihrem Roman) Lebt dieser Psychologe noch, kann man ihn befragen, ob diese Behauptung stimmt?
Kontra: Warum schreibt Karlen nicht in der ich-Form, wenn es sich um eine Biographie handelt? Ist sie sich unterbewusst vielleicht doch nicht so sicher, dass sie Anne Frank war und stellt deshalb eine Distanz zur „Wiederverkörperten“ her? Warum erfindet sie ausgerechnet einen Namen, der angeblich häufig von Jüdinnen getragen wurde – eine Klischeevorstellung!
Sie schreibt, sie hätte NATÜRLICH vom Hinterhaus und vom Tagebuch gehört, hätte das Tagebuch aber nicht lesen mögen, weil: Sie wollte ihre Erinnerungen ruhen lassen. Und sie wollte sicher sein, dass sie sich etwa nicht bloß „erinnerte“, weil sie irgendwo von dieser Zeit gelesen hatte. (Seite 11)
Kontra: Das ist nicht das Verhalten eines zehnjährigen Kindes und schon gar nicht das Verhalten eines Menschen, der sich an ein Vorleben erinnern kann. Ein Kind überlegt nicht, ob es sich vielleicht etwas nur einbilden könnte, weil es etwas liest. Eher würde es begierig das Buch lesen, um sich besser erinnern zu können. Ein Kind würde auch nicht auf Distanz zu einer früheren Inkarnation gehen, es würde behaupten, noch immer diese Person zu sein. Das weiß man aus Berichten von Kindern, die sich angeblich an ihre Vorleben erinnern.Nur Erwachsene die sich erinnern, können diese Distanz entwickeln, weil ihre neue Persönlichkeit ausgereift ist. Anne Frank war auch ein Kind als sie starb. Sie war auch noch nicht ausgereift.
Ob sich alles bei ihrem Besuch des Verstecks, so wie behauptet abgespielt hat, oder nicht, kann man schwer sagen, denn auch hierbei könnte es sich um eine Pseudoerinnerung handeln. Es geht also nicht nur um die Erinnerung an ein früheres Leben, sondern auch um Kindheitserinnerungen. Auch darüber hätte man man die Eltern befragen müssen, was jetzt nicht mehr möglich ist.
Karlen beruft sich auf äußere Übereinstimmungen zwischen ihr und Anne Frank.
Kontra: Im Internet gibt es Fotos, die eine Ähnlichkeit zwischen beiden Personen beweisen sollen. Karlen hat andere Gene als Frank sie hatte. Sie muss ihr nicht ähnlich sehen. Kinder sehen auch noch nicht so besonders differenziert aus, sie sehen einander oft ähnlich. Es könnte jedoch sein, dass Karlen ein Foto der Anne Frank sah und eine Ähnlichkeit festzustellen glaubte und sich deshalb mit ihr identifizierte. Wenn es eine große Ähnlichkeit gibt, könnte das aber natürlich auch für eine Wiederverkörperung sprechen. Ich sehe allerdings keine besondere Ähnlichkeit.

Karlen sieht ausgesprochen schwedisch aus. Dunkle Haare und Augen allein sind kein Kriterium. Das trifft auf unzählige andere Menschen genauso zu.
Sie schreibt:
„Ich war acht oder neun Jahre alt, als meine Lehrerin in der Schule von Anne Frank zu erzählen begann. Ich war höchst erstaunt, wie sie mir etwas erzählen konnte, was ich schon mein ganzes Leben lang gekannt hatte. Ich hörte die Geschichte und begriff, dass Anne Frank eine berühmte Person war, die dieses Tagebuch geschrieben hatte. Als meine Lehrerin über Anne Franks Leben sprach, wusste ich, dass manches stimmte, manch anderem aber konnte ich nicht zustimmen.„
Kontra: Sie wusste also schon relativ früh, wer Anne Frank war. Warum konnte sie manchem nicht zustimmen? Es gibt keinen Grund an dem zu zweifeln, was Anne Frank schrieb.
Vielleicht wurde einiges weggelassen, aber es wurde nichts dazu getan. Ihr Leben und ihr Tod sind gut erforscht.
„Aber seither habe ich keine vergleichbaren Erlebnisse gehabt, außer in meinen Träumen. Als ich etwa fünfzehn war, begannen die Träume allmählich abzuklingen und wurden unbestimmter. Langsam ließen sie mich los."
Kontra: Sie sagt, sie habe ihre Informationen aus Träumen. Normale Träume sind keine sichere Informationsquelle. Visionen schon, aber davon sagt sie nichts. Eine Vision fühlt
sich ganz anders an als ein Traum. Sie hat nur geträumt. Das bemerkt man auch deutlich, wenn man ihr Buch liest. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass man oft von anderen Menschen träumt und im
Traum glaubt, der jeweilige Mensch zu sein. Nur wird einem nicht bewusst, wer die Person ist, die man zu sein glaubt, weil es total fremde Personen sind.
Kontra: Dass sie Polizistin wurde, obwohl oder gerade weil sie Angst vor Uniformen hatte, ist auch eher wenig überzeugend.
Sie schreibt: „Es war trist und düster und unheimlich, aber das war ja viel besser, als lebendig vom Hitlervolk verbrannt zu werden.“ (Seite 31)
Die Juden wurden nicht lebendig verbrannt, sondern vorher vergast.
Sie schreibt, dass sie sich erinnert ... „Sie schreit laut auf, als jemand sie im Nacken fasst und sie hervorzerrt…..und als sie die Treppe hinunter gejagt wird, fällt sie auf der untersten Stufe und bleibt liegen. Voller Entsetzen blickt sie zu ihrem Peiniger auf. Seine Augen glühen vor Hass, er reißt sie an den Haaren vom Boden in die Höhe. „Hoch mit dir, du Schlampe“ Er zieht sie an den Haaren auf die Straße hinaus ….“ (Seite 134)
An das Wort „Silber“ aus Silberbauers Namen konnten sich 1948 zwei befragte SD-Beamte in einer ersten Untersuchung erinnern. Wiesenthal bat Otto Frank um seine Hilfe, dieser weigerte sich jedoch, da er der Meinung war, dass nicht ihr Verhafter, der auf Befehl handelte und sich Otto Franks Angaben zufolge während der Verhaftung „korrekt“ verhalten hatte, sondern ihre Verräter gesucht werden sollten. http://de.wikipedia.org/wiki/Karl_Josef_Silberbauer
Sie erinnert sich ... „Sie wird in ein schwarzes Auto gezerrt und er setzt sich neben sie. Sie spürt, wie sich seine Hände unter ihrem Pullover zu schaffen machen und eine ihrer Brüste umgreifend, während er ihr Gesicht in seinen Schoß drückt.………. (Seite 143)
Sie befindet sich in einem Lager und derselbe Mann der sie verhaftet und im Auto sexuell belästigt hat kommt zu ihr und bedroht sie. Eine Aufseherin ist eifersüchtig. Das allerdings zu unrecht, was das Mädchen betrifft, denn dieses wehrte sich bisher erfolgreich gegen eine Vergewaltigung. Die Aufseherin erschießt unabsichtlich den Mann und wird anschließend sofort von anderen Soldaten erschossen. (Seite 163)
Sie hat ihre Mutter und Schwester sterben gesehen und wird nun lebendig in den Ofen geworfen. (Seite 174)
Kontra:
Das ist alles reine Fantasie. Nichts davon hat Anne Frank erlebt. Der Mann der sie verhaftet hat, hat nichts dergleichen getan. 1963 wird der ehemalige Nazi Karl Silberbauer in Wien festgenommen. Er wurde also nicht erschossen. Silberbauer starb am 2. September 1972 in Wien. Nach dem Krieg hatte er weiter als Polizist gearbeitet. Angeblich arbeitete er auch für den BND.
Tatsache ist:
In Bergen-Belsen brachte man Anne und Margot sowie die anderen Gefangenen in Zeltlagern unter. Die beiden Mädchen verlegte man im Januar 1945 in ein Schonungslager. Dort traf sie ihre Freundinnen Hannah Goslar und Nanette Blitz wieder, die seit Februar 1944 als „Austauschjüdinnen“ in einem anderen Lagerteil gefangen waren. Bei ihren Gesprächen am Zaun erzählte Anne, die wegen Läusebefalls nur mit einem Tuch bekleidet war, dass sie und ihre Schwester alleine seien, weil sie ihre Eltern für tot hielt. Hannah und Nanette beschrieben Anne als kahl, ausgemergelt und zitternd, aber Anne zeigte sich trotz ihrer eigenen Krankheit mehr um Margot besorgt.
Im März 1945 breitete sich eine Typhus-Epidemie im Lager aus, die (geschätzt) 17.000 Gefangene tötete und der auch Anne und Margot zum Opfer fielen.
http://de.wikipedia.org/wiki/Anne_Frank

Das Buch „…und die Wölfe heulten“, im Perseus Verlag erschienen, enthält nur ganz kurze Fragmente ihrer Träume. In diesem Buch geht es eigentlich gar nicht um Reinkarnation, sondern um ihre derzeitige Geschichte, also um ihr derzeitiges Leben, so wie sie dieses sieht. Die Reinkarnationsträume sind nur eingestreut und können wohl insgesamt nicht mehr als drei, oder vier Seiten ausmachen. Sie dienen mehr oder weniger der Erklärung, bzw. Unterstellung, die Leute mit denen sie in diesem Leben Schwierigkeiten hat, wären die wiedergeborenen Verfolger der Anne Frank. Somit weist sie jede eigene Schuld an ihren derzeitigen Problemen weit von sich. Sie setzt sich nicht wirklich mit ihrem vermuteten Vorleben auseinander, sie instrumentalisiert es.
Es spricht nicht sehr viel dafür, dass beide Personen – Karlen und Anne Frank – identisch sind. Fast nichts von dem was sie behauptet, entspricht den historischen Tatsachen. Das lässt sich unschwer beweisen.
Es ist schade, dass bisher ernsthafte Reinkarnationsforscher Karlen anscheinend nicht hypnotisiert haben, um festzustellen, woran sie sich wirklich erinnert, oder sich eben auch nicht erinnert und ich verstehe auch nicht, dass sie nicht von sich aus in dieser Richtung forscht. Das wäre man Anne Frank schuldig. Jetzt ist es allerdings sowieso zu spät. Sie starb im Jahr 2022.
Auch wenn das jetzt nicht dazu gehört, möchte ich es doch erwähnen. Jemand schrieb im Internet:

Ob diese Behauptung stimmt, weiß ich leider nicht, es würde mich aber nicht wundern. Er hat jedenfalls gesagt, dass er sich an die Menschen, die er verhaftet hat, nicht mehr erinnern würde, wären sie nicht durch das Tagebuch der Anne Frank berühmt geworden.
Nebenbei bemerkt sagt mir der Name Silberbauer auch etwas. Mein Onkel und meine Tante kannten zumindest eine Frau Silberbauer. Sie haben diesen Namen oft erwähnt. Sie haben auch in der Nähe des Friedhofs gewohnt, in welchem Silberbauer begraben wurde. Der Name scheint allerdings nicht selten zu sein.
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