"Ich glaube ich bin katharisch.... ich wollte, dass es in unserer Religion erlaubt wäre, an die Seelenwanderung zu glauben ..." , schrieb Lieselotte von der Pfalz am 20. Juni 1709 an ihre Tante. Zu finden in diesem Buch.
Was die Katharer glaubten, war natürlich vom Christentum beeinflusst. Sonst hätte dieser Glaube gar nicht bei den Menschen ankommen können. Das Christentum hatte sich in die Machtstrukturen der mittelalterlichen Gesellschaften eingegliedert, um diese Strukturen zu festigen. Dadurch wurde es selbst zur Macht. Man befahl, was die Menschen zu glauben hatten. So wie das auch bei anderen Religonen der Fall war und bis heute ist. Nur vereinzelt gab es Mächtige, die begriffen: Glaube kann man nicht befehlen - nur Heuchelei.
Bei den Katharern war das anders. Sie durften mehr oder weniger glauben, was sie wollten. Natürlich gab es auch bestimmte Vorgaben, aber die waren offenbar nicht genau definiert. Deshalb gab es kein einheitliches Katharertum. Bei manchen Katharern spielte Jesus noch eine große Rolle, bei anderen gar keine. Was aber vermutlich alle Katharer und Katharerinnen glaubten, war ein wichtiges Element: sie glaubten an Seelenwanderung. Offensichtlich glaubte Lieselotte von der Pfalz auch daran. Sie war anderen Religionen gegenüber sehr offen, aber alles was sie glaubte, durfte sie auch wieder nicht sagen.
Es war also sogar den Herrschenden verboten, offiziell an Seelenwanderung zu glauben. Was sie natürlich nicht davon abhalten konnte, es dennoch zu tun. Man trug nach außen hin das Christentum zur Schau, während man innerlich glaubte, was man glauben konnte - oder was man eben auch nicht glauben wollte. Gerade die Herrschenden nahmen sich oft Freiheiten heraus, welche für das gemeine Volk absolut tabu waren.

Warum war es den Christen verboten, an Seelenwanderung zu glauben?
Die Christen durften nicht an Seelenwanderung glauben, weil die vielen Leichen, die man im Laufe dieser Seelenwanderung produziert, einfach nicht ins Konzept passen. Denn das Christentum war und ist auf die Körperlichkeit hin ausgerichtet. Der Körper ist das Maß aller Dinge und nicht die Seele. Deshalb wurde er fein säuberlich aufbewahrt, damit er auferstehen kann. Das Erbe der alten ägyptischen Religion. Einen Körper verbrennen war deshalb auch nicht gestattet. Das galt bis in unsere Zeit hinein. Brave Christen und Christinnen mussten in geweihter Erde als ganzes begraben werden. Gilt übrigens auch für Moslems und Juden. Es sei denn es handelte sich um den Körper einer Hexe, oder eines Ketzers. Auch wenn vorgeschoben wurde, die Verbrennung des Körpers wäre eine Reinigung für die seele, darf man an dieser Version zweifeln. In Wahrheit ging es darum, jemanden für alle Zeiten auszulöschen. Ohne Leiche keine Auferstehung. Ich weiß es ist dumm, denn alle Leichen vergehen irgendwann einmal. Aber Religion macht die Menschen selten klug.
Wer war Lieselotte von der Pfalz?
Wer es genau wissen möchte, muss sich bei Wikipedia schlau machen, denn alle Personen aufzuzählen mit denen sie verwandt, oder verschwägert war, würde etwas zu weit gehen. Kurz gesagt: Sie war eine Adelige, die in königlichen Kreisen zu Hause war und sie wurde zur Mutter einiger Herrscher.
Als Kind war sie sehr lebhaft. Sie kletterte auf Bäume und ritt wild durch die Gegend. Lieber wäre sie ein Junge gewesen. Vermutlich eine unterbewusste Erinnerung an ein früheres Leben. Zwar wurde sie religiös erzogen, gleichzeitig jedoch versuchte man sie zu einer Frau zu machen, die keinen Hass gegen Angehörige einer anderen Religion habe. Außergewöhnlich für die damalige Zeit.
Lieselotte lebte von 1672 - 1722. Ihren Ehemann durfte sie nicht selbst aussuchen. Er gefiel ihr ganz und gar nicht. Außerdem war er homosexuell und er hatte zahlreiche Liebschaften, die vermutlich nicht immer ganz freiwillig von Seiten seiner jeweiligen Partner war. Sein Haushofmeister, welcher sie ihm verschaffte, war Atheist und Sodomit und er verkaufte Buben. Wahrscheinlich war die Ehe sowohl für Lieselotte von der Pfalz, als auch für ihren Ehemann ein quälender Zustand.
Trotz allem entstanden aus dieser Ehe drei Kinder. Danach war sie den Ehemann los, der wohl der Meinung war, seine Pflicht getan zu haben. Ab diesem Zeitpunkt lebten sie getrennt.
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