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Es wurden schon viele Vergleiche zwischen den verschiedenen Nostradamus Ausgaben angestellt

Ich muss das Rad nicht neu erfinden, deshalb beziehe ich mich unter anderem auch auf Nostradamus Forscher, die verschiedene Ausgabe  miteinander verglichen haben. Wobei mich Kleinigkeiten eigentlich wenig interessieren. Die wichtigen Unterschiede findet man selbst auch sehr leicht, aber kleinere - wie verschiedene Schreibweisen - sind nur wichtig, wenn man glaubt, einen Code finden zu müssen. Ich glaube nicht an diesen mysteriösen "Nostradamus-Code".

2004 hat Guillome Thonnaz auf http://zannoth.de ziemlich viel darüber geschrieben. Damals habe ich mit einiges ausgedruckt. Diese Seite existiert nicht mehr, ich habe von ihm auch keine andere Webseite mehr gefunden.

 

Seine Bücher sind im Rhombos-Verlag erschienen. https://www.isbn.de/verlag/Rhombos-Verlag Bisher habe ich keines davon gelesen.

 

Der Autor hatte ein Antiquariat. Seine Bücher hat er vermutlich aus Liebe zu alten Büchern, in einem alten Stil drucken lassen. Schaut gut aus und peppt jede Bibliothek auf. Zumindest äußerlich macht es etwas her. Ob das auch für den Inhalt gilt? Ich werde mich damit noch beschäftigen.

Es gab zahlreiche Diskussionen im Internet darüber, ob seine "Übersetzung" korrekt wäre. Der Versuch, wörtlich zu "übersetzen" hat etwas für sich, nur kann man das nicht wirklich, weil Nostradamus auch Worte verwendet hat, die mehrdeutig sein könnten.

Auf der Webseite des Verlages https://www.isbn.de/buch/9783930894987/michel-de-nostredame-1503-1566-genannt-nostradamus-neue-weg-michel-de-nostredame-1503-1566-genannt-nost erfährt man: Zum 500. Geburtstag des Michel de Nostredame (1503 - 1566) veröffentlicht der Autor Guillaume Thonnaz in seinen drei Bänden die wichtigsten Gesamttexte der französischen Originale des Nostradamus mit wortgetreuen deutschen Übersetzungen. Auch ein bisher unentdecktes System des Meisters ist bei seinen langjährigen Forschungen ans Licht gekommen und wird ausführlich dargestellt.

Er glaubt, einen Code gefunden zu haben und er ist nicht der Einzige.

 

Ein Code kann nur richtig sein, wenn man ihn auf die Originalausgabe anwenden kann und dazu muss man natürlich wissen, welches die Originalausgabe ist. Sie muss in dieser enthalten sein.

 

Nostradamus war jahrelang krank und wusste vermutlich, dass er nicht mehr sehr lange leben würde. Ob er tatsächlich Arzt, oder nur Apotheker war, ist umstritten. Mit Krankheiten hat er sich jedenfalls ausgekannt. So gesehen kann man spekulieren, dass er schon 1555 damit rechnete, sein Werk nicht mehr weiter führen, oder gar beenden zu können.

 

Die erste Ausgabe der Prophezeiungen halte ich für sein Testament. Spekuliert wurde, an wen es gerichtet ist. Er schreibt: "Ich hinterlasse dir ...". Sein Sohn wird namentlich als Erbe genannt. Allerdings schreibt Nostradamus auch: "Da du .... nicht in dieser Region das Licht der Welt erblickt hast ...", kann man am genannten Adressaten (Caesar Nostradamus)  zweifeln. Manche meinen, es sei damals üblich gewesen, die Leser auf diese Art anzusprechen und daher sei jede Person gemeint, welche das Buch lesen würde. Was auch zweifelhaft ist, da Nostradamus alle Leser/innen insofern ausschließt, als er darauf hinweist, niemand solle es verstehen.

Er wendet sich offenbar an eine ganz bestimmte Person, welche die Fähigkeit besitzt, die Vierzeiler zu entschlüsseln.

Zumindest klingt das so. Es wäre jedenfalls logisch, davon auszugehen. Einige fühlten sich angesprochen, geschafft hat es bisher noch niemand. Auch nicht der Herr Thonnaz.

 

Das Ganze erinnert irgendwie an die bekannten Märchen, wo Ausschau nach dem "Richtigen" gehalten wird, der einige Rätsel lösen muss, um die Prinzessin und den Thron zu ergattern. Nur wer das Unmögliche schafft, ist würdig, den Preis zu erringen. Die anderen scheitern kläglich, was oft ihren Tod bedeutet.

Würdig sein bedeutet auch, vom Schicksal dazu bestimmt zu sein, Großes zu tun. Höheres Wissen und Macht gehört nicht in die Hände kleiner Leute, die einen schwachen Charakter besitzen und die auch nicht weitsichtig genug sind, die Last der Verantwortung zu tragen.

Thonnaz meint, dass es sich bei folgenden Ausgaben um Rückdatierungen handelt:

 

".... die Ausgabe 1557 von Antoine du Rosne (Cho.Nr.19), mit der Abbildung, bei der Nostradamus nach links blickt, weil da der Text gleich den Ausgaben
die nach 1600 gedruckt wurden korrigiert ist. (Kopie von der BnF Paris),
Auch die Kopie (1557), bei der Nostradamus nach rechts blickt - mit dem
Bibliotheksstempel von Utrecht (im Internet bei "Mario" abgebildet) - ist
eine der rückdatierten Ausgaben. (Kopie von Utrecht)
2. die drei Ausgaben 1566 von Fr. Jean Vallier mit dem Druckvermerk von
Pierre Rigaud zu Lyon (Cho.Nr.80-81-82) (Kopie von BnF Paris)"

 

Damit wird er vermutlich Recht haben. Meiner Meinung nach stellt sich an und für sich die Frage, ob wirklich alle Ausgaben - abgesehen von der ersten - von Nostradamus zusammen gestellt und kontrolliert wurden. Nostradamus schreibt zwar, er habe prophetische Bücher mit je hundert astronomisch berechneten Vierzeilern verfasst, trotzdem enthält die Ausgabe von 1555 nur 3 Abschnitte mit je hundert Vierzeilern. Darauf folgen 353 Vierzeiler. Also warum wurde das Buch veröffentlicht, obwohl theoretisch 47 Vierzeiler fehlen? Ergänzt wird das Ganze bei der nächsten Ausgabe, in welcher ein weiterer Brief eingefügt wird, der allerdings an einen anderen Adressaten geht. An einen König Heinrich: "Henry, Roy de France second"! An einen zukünftigen König. Dieser Brief enthält Zeitangaben, bei denen es sich um Zeitberechnungen handelt, die dazu verwendet wurden, das Ende der Welt zu berechnen. Sie basieren komplett auf der Bibel.

Die Zenturien 8 - 10 wurden angeblich am 27. Juni 1558 gedruckt. Es gibt kein einziges Exemplar davon.

 

Nachträglich wurde diese angeblich tatsächlich gedruckte Ausgabe, nur in anderen, späteren Ausgaben erwähnt. Somit ist deren Existenz mehr als zweifelhaft.

 

Eine Ausgabe, angeblich gedruckt am 6. September 1557

enthält die  Vorrede an den Sohn César und die Centurien 1-5, zusätzlich noch 99 Quatrains der 6. Zenturie, sowie eine nicht nummerierte in Latein. Des Weiteren 42 Quatrains der 7. Zenturie (also 642 Quatrains). Abgeschlossen wird der Text mit dem Wort FIN. (Das scheint jedoch bloß eine Faksimile-Ausgabe zu sein und zwar der von der Éditions Michel Chomarat, in Lyon 1993, also nicht das Original selbst.)

 

Dann gibt es noch ein Exemplar in der Széchényi-Nationalbibliothek, Budapest, angeblich gedruckt am 3. November 1557, aber ohne den Quatrain in Latein und ohne die Quatrains 41 und 42 der 7. Zenturie. Das heißt, es gibt hier nur 639 Quatrains.

 

Das ist alles schon etwas seltsam. Ich kann beim besten Willen nicht glauben, dass es sich dabei um echte Ausgaben handelt, die von Nostradamus abgesegnet worden sind. Warum sollte er zizerlweis (wie man das bei uns so schön ausdrückt) seine Vierzeiler veröffentlicht haben? Das ergibt doch absolut keinen Sinn. Noch dazu in demselben Jahr und jede Ausgabe enthält eine andere Anzahl an Versen.

 

 Erst die mit 1568 datierte Ausgabe bei Benoist Rigaud gedruckt, enthält auch die  Zenturien 8–10. (mit dem Anspruch, dass diese nie zuvor gedruckt wurden!)

In dieser gibt es auch sowohl die Vorrede an den Sohn César, die  Centurien 1–6, die Vierzeiler  1–42 der 7. Zenturie, sowie den Brief an den König Heinrich II.

 

Diese angeblich komplette Ausgabe enthält somit nur 942 Quatrains. Aber eigentlich sollten es doch jeweils hundert sein, sagt uns der Brief an Caesar; was bedeutet, die komplette Ausgabe sollte 1000 Vierzeiler beinhalten. Was wiederum einen Anlass bot, irgendwann auch noch einen 11. und 12. Teil zu präsentieren. Die Zahl 12 wird gemeinhin als göttliche Zahl angesehen, weil es 12 Apostel gab. Da liegt es nahe, auf 12 aufzurunden. Das ist aber schon Teil der neueren Zeit, in der man keine Ahnung mehr von der Geschichte der Prophezeiungen hatte. Die Zahl 10 entspricht jedoch der älteren Vorstellung, die sich an früheren Prophezeiungen anderer Propheten orientierte. Nostradamus war schließlich nicht der erste Prophet in der Geschichte Europas.

 

Die meisten "Übersetzer" haben mit allen zur Verfügung stehenden Vierzeilern gearbeitet. In der Annahme, alle würden von Nostradamus stammen und seien von ihm selbst veröffentlicht worden. Wie man sieht, ist das gar nicht so sicher. Da Nostradamus erklärte, er habe selbst die Quatrains absichtlich durcheinander gebracht, um zu verhindern, dass diese verstanden werden, konnte jeder Fälscher (ich bin davon überzeugt, dass es allesamt Männer waren) hinein schreiben, was er wollte. Nostradamus hat angeblich viele Verse hinterlassen. Zu Anfang wird es sich vermutlich um diese hinterlassenen Verse gehandelt haben, welche von seinem Sohn und von seinem Vertrauten verwendet wurden. Aber selbst dann würden sie zu noch mehr Verwirrung beitragen, weil sie nicht ins ursprüngliche System passen.

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