Der Stephansplatz ist ein Ort, der eine lange Vergangenheit hat. Nicht immer weiß man deshalb genau, was man dort an kultischen Gegenständen vor sich hat.
Der "Stock im Eisen", der den meisten Touristen wohl entgeht, weil sie nicht wissen, was sie mit dem unauffälligen Wandschmuck anfangen sollen, ist ein "Nagelbaum" der zwischen 1400 und 1440 wuchs und in den man Nägel einschlug. Niemand weiß heute mehr, warum das gemacht wurde. Man nimmt an, dass man sie zum Schutz, oder Dank für Heilung einschlug. Somit wäre dies ein uralter Brauch, der vermutlich nicht christlichen Ursprungs war. 1533 wurde der Baum erstmals urkundlich erwähnt: Als "Stock, der im Eisen liegt". Nägel waren damals teuer, die wurden nicht einfach so verschwendet. Es muss also um etwas gegangen sein, das für die früher hier ansässigen Menschen von großer Bedeutung war.
Dieser alte Brauch war in Österreich, Ungarn und Rumänien weit verbreitet. Erst viel später - vermutlich weil der Sinn des Brauchs verloren ging, schlugen Wanderburschen - das waren Lehrlinge, die auf Wanderschaft gehen mussten, sobald sie zu Gesellen wurden - in jeder Stadt in der sie gearbeitet hatten, einen Nagel in so einen Baum. Bis jemand auf die glorreiche Idee kam, einen "Wehrmann aus Eisen" zu schaffen, in den Spendenwillige einen Nagel einschlagen durften, wenn sie helfen wollten, die Kriegskasse zu füllen.
Einen "Wehrmann in Eisen" gibt es in Wien auch noch zu bestaunen. Er steht heute beim Amtshaus Ecke Felderstraße–Ebendorferstraße, gegenüber vom Rathaus an der Ringstraße.
Der österreichische Erzherzog Leopold Salvator, schlug in Vertretung des österreichischen Kaisers Franz Joseph I., in den eisernen Wehrmann den ersten Nagel ein. Es folgten der deutsche Botschafter Tschirschky-Bögendorff, der im Auftrag des deutschen Kaisers Wilhelm II. handelte und schließlich auch noch der türkische Botschafter Hüseyin Hilmi Pascha. Dieser schlug im Auftrag von Sultan Mohammed V. einen Nagel ein. Damals waren das alles Verbündete.
Wenn es darum geht einen alten, eigentlich vergessenen Brauch zu beurteilen, sollte man sich gut mit Geschichte auskennen. Die Bevölkerung einer Stadt, oder einer Gegend, wechselte mitunter fast komplett. Damit änderten sich auch verschiedene Bräuche und Religionen.
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Im Jahr 1137 wurde die erste romanische Kirche geplant und im Jahr 1147 wurde die Kirche geweiht. Von Grund auf umgestaltet wurde sie dann im 13. Jahrhundert. Ein zweiter, spätromanischer Bau wurde begonnen und 1263 geweiht. Danach ging es mit dem Bau immer weiter. Nach und nach wurde dazu gebaut. Die ständigen Veränderungen dauerten bis 1511 an, dann wurde der weitere Bau eingestellt.
Schon daran erkennt man, dass die Menschen während dieses langen Zeitraums sicher verschiedene Ideen hatten. Religion ist nichts Unveränderliches. Sie passt sich neuen Erkenntnissen an.
Der Stephansdom ist also zwar neueren Datums, aber trotzdem schon ziemlich alt. Verglichen mit der Geschichte dieser Gegend ist dieser Zeitraum verschwindend gering. Denn in Niederösterreich lebten schon vor 60 000 Jahren Neandertaler. Menschen folgten. Ob sie gemeinsam mit den Neandertalern lebten, kann nicht nachgewiesen werden.
Die berühmte Venus von Willendorf stammt aus dieser Gegend. Sie wurde vor etwa 40 000 Jahren angefertigt. Gegen 3.900 v. Chr. wurde die Bankeramische-Kultur, die über einen längeren Zeitraum hier angesiedelt war, von der Lengyel-Kultur abgelöst. Letztere waren offenbar Menschenfresser. Was nicht unbedingt ungewöhnlich ist. Schon immer gab es Völker, die Menschen aßen.
Damals hatte man auch schon Hunde. Sie wurden offenbar zeitweise geopfert, ebenso wie Menschen. Welchen Zweck man damit verfolgte ist auch eher unklar. Vermutlich wollte man damit Göttin, oder Gott besänftigen. Tieropfer, Menschenopfer, Pflanzenopfer, gehörten zu fast jeder Kultur dazu.
Was diese frühen Kulturen gemeinsam haben, sind die figürlichen Darstellungen von Menschen. In erster Linie sind es Frauen Figuren.
Die Kelten sind erst um 400 v. Chr. in Wien nachweisbar. Um das Jahr 0 herum, war es bereits römisch, wobei die Römer die Kelten aber nicht vertrieben haben. Es folgten die Germanen und dann die Langobarden, die Awaren und schließlich die Slawen. Genug Abwechslung.
Erst im 2. Jahrhundert gibt es Anzeichen für die Anwesenheit von Christen. Was nicht bedeutet, dass die gesamte Bevölkerung bereits christlich war. Erst um das Jahr 313 begann sich das Christentum zu etablieren. 394 wurde das Christentum zur einzigen, erlaubten Religion im römischen Reich erklärt. Ob sich alle Einwohner daran gehalten haben? Das kann ich mir nicht vorstellen. Zu viele verschiedene Völker lebten im römischen Reich.
Während der Völkerwanderung wurden die Römer vertrieben und heidnische Kulte eroberten im Zuge der Eindringlinge das Gebiet Österreichs. Erst im 6. Jahrhundert begann eine neue Welle der Christianisierung in Europa. Kirchen und Klöster wurden gebaut, es wurde missioniert. Um 900 wurden viele Klöster und Kirchen durch einfallende Magyaren wieder zerstört. Erst 50 Jahre später konnten die Kirchen wieder aufgebaut werden.
Wie man sieht, hat sich einiges in Österreich getan, seit die Kelten von der Bildfläche verschwunden waren. Ist es möglich, dass sich deren Religion und Bräuche bis in die Zeit des Mittelalters erhalten haben? Oder handelt es sich dabei um Fehldeutungen?
Auf der Seite http://www.diekelten.at/st-stephan.htm wird auch der Stephansplatz als keltisches Heiligtum aufgeführt.
Der Stephansdom selbst wirkt auf den ersten Blick durchaus christlich. Auch er scheint jedoch ein Bauwerk zu sein, das man auf uraltem, keltischem Heiligtum baute. Zumindest wird das behauptet. Woran meinte man das zu erkennen?
Der alte „Steffl” ist erstaunlicherweise nicht – wie sonst für christliche Kultbauten üblich – nach Osten ausgerichtet („orientiert”). Die Hauptachse der Kirche weist gegen die sonstige Grundregel genau in jene Richtung, in der just am 25. und 26. Dezember die Sonne erstmals über dem Horizont erscheint. Den 25. Dezember haben wir schon als alten „heidnischen” Termin entschlüsselt, als ehemaligen Geburtstag der „Unbesiegbaren Sonne” (sol invictus).
In Wien, dem gallorömischen Vindobona, dürften unsere „heidnischen” Vorfahren über sehr lange Zeit – vielleicht noch nach Justinian – an der Stelle des heutigen Westwerkes der Stephanskirche und am benachbarten Rossmarkt (!) ihre Pferde-Opfer zum Jahreswechsel zelebriert haben. Der 26. Dezember, auf dem nun St. Stephan sitzt, war in gallorömischer Zeit der Tag der rituellen Opfer weißer Pferde. Jedenfalls war der Wiener Raum bis zur Römerzeit keltisch. Pferde waren heilige Tiere und noch heute weigern sich die meisten Wiener/innen Pferdefleisch zu essen, ohne zu wissen, warum sie so handeln. Bei einem "normalen" Fleischhauer bekam man nie Pferdefleisch. Dafür gab es spezielle Fleischhauer und deren Kunden waren zumeist arm und konnten sich "normales" Fleisch einfach nicht leisten. Ich gehörte als Kind auch zu den Leuten, die niemals Pferdefleisch gegessen hätten. Nicht weil es das bei uns zu Hause sowieso nie gab, sondern weil es ein absolutes no go für mich darstellte. Einfach so, ohne zu wissen warum. Als ich bei einem Gasthausbesuch "Rostbraten" essen sollte, verweigerte ich dies. Ich verstand nämlich "Rossbraten". Ein Ross ist ein Pferd.
Auch wenn zu späterer Zeit andere Völker über diese Gegend herrschten, blieb sicher ein Teil der Urbevölkerung erhalten und vermischte sich mit den neu Ankommenden. Allerdings kann man nicht immer so genau sagen, welches Volk sich mit welchem Teil der ansässigen Bevölkerung in welcher Weise vermischt hat.
Ganz unchristlich ziert ein männliches und ein weibliches Geschlechtsorgan den Dom. Leider wurde er gerade renoviert, als ich das Foto machte und deshalb zeigt das eine meiner beiden Fotos, nur ein darüber hängendes Foto, aufgebracht von der Baufirma. Ich werde es demnächst ersetzen. Das gibt dann schon ein wenig zu denken.
Wien hieß ursprünglich Vindobona und das ist ein keltischer Name.
Auf der Seite http://www.wien-vienna.at/geschichte.php wird ein anderer Ursprung für den Namen "Wien" vorgeschlagen (als auf http://kelten.at - existiert nicht mehr)
Aus der keltischen La-Tène-Zeit stammt der Name des Wienflusses („Vedunia" = Waldbach), aus dem sich der Name „Wien" entwickelte.
Der keltische Stamm der Boier lebte noch zur Zeit der Römer im Gebiet des heutigen Wien und ihre Siedlung wurde zur Zivilstadt des römischen Lagers. Laut Igenea, haben die Römer kaum genetische Spuren außerhalb ihres ursprünglichen Siedlungsgebietes hinterlassen. Man kann daher davon ausgehen, dass die Menschen im Gebiet Wiens auch später noch vor allem keltisch waren, ohne römisch besonders beeinflusst worden zu sein.
Man darf aber Wien nicht mit Niederösterreich verwechseln, denn Wien war bis zum Mittelalter nur eine relativ kleine Stadt. Als im Mittelalter Deutsche Reisende die Stadt besuchten, wunderten sie sich, dass sie auf keine Einheimischen trafen. Alle Bewohner der Stadt schienen Fremde zu sein.
Beim Stephansdom - Unter dem Platz befinden sich die Katakomben, in denen viele Leichen "lagern". Nicht nur die Leichen der Herrschenden und der Kirchenfürsten, sondern auch die der einfachen Bevölkerung. Es scheint ein gruseliger Ort gewesen zu sein. Man füllte ganze Räume mit Leichen und wenn diese voll waren, wurden sie zugemauert. Aber der Geruch der Leichen drang immer wieder nach außen. Der Dom musste sogar zeitweise wegen des unerträglichen Gestanks gesperrt werden.
http://www.planet-vienna.com/Nekropole/grabstaetten/katakomben/katakomben.htm
Wahrscheinlich gibt es aus diesem Grund zahlreiche Sagen über den Stephansdom, in denen es von Geistern nur so wimmelt. Aber ob diese Sagen keltischen Ursprungs sind, wage ich zu bezweifeln.
Ein Geisterbuch gibt es auf dem Markt:
Kaiserin Sisi hat Schloss Schönbrunn noch immer nicht verlassen und die Witwe des Walzerkönigs Johann Strauß versetzt lange nach ihrem Tod eine junge Studentin mit Seufzern in Panik. Der Dichter Friedrich Hebbel durchwandert post mortem seine Wohnung und selbst der Stephansdom birgt düstere Geheimnisse ... Erstmals dokumentiert dieses Buch die verwunschenen Häuser, Plätze und Gespenster Wiens. Drei Journalisten haben in zweijähriger Arbeit die verborgene Seite der Donaumetropole recherchiert: Betroffene berichten von schaurigen Erlebnissen und Begegnungen mit dem Übernatürlichen. Eine Reise in die Wiener Anderswelt. Mal tragisch, mal schaurig, mal amüsant - aber nie erfunden!
Spuk in Wien: Von verborgenen Geistern und Spuren ins Jenseits, Ueberreuter Verlag.
Gabriele Hasmann: „Spukguide Wien. Die schaurigsten Plätze der Stadt.“ Ueberreuter; 14,95 Euro
Aber leider gibt es anscheinend keine Geisterjäger, die im Internet von Geistern im Dom berichten, jedenfalls habe ich nichts derartiges gefunden. Nicht weil es keine gibt, die dort forschen wollen, sondern weil keine Genehmigung dazu erteilt wird.
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