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Lindenbaum in Sankt Veit

 

Diese Tafel - es ist eine Nachbildung einer älteren, die nicht mehr existiert - erzählt die Geschichte eines Lindwurms, der in einem hohlen Lindenbaum wohnte. Er hatte sieben Köpfe und spie natürlich Feuer. Da er Menschen und Tiere fraß, musste ihn jemand unschädlich machen. Diese Aufgabe sollte ein Einsiedler erledigen. Das war der heilige Veit, nach dem die Gegend benannt wurde: Sankt Veit. 

 

 Das schreckliche Tier war leicht zu bändigen. Es genügte, ihn mit Weihwasser zu besprengen und Weihrauch zu verbrennen. Schon starb das Monster und die Menschen waren gerettet. Das spielte sich im Jahr 1115 ab, wird behauptet.

 

 Wie kommt es dazu, dass damals Feuer speiende Lindwürmer einfach so in hohlen Bäumen hausen konnten, wo es doch schon relativ viele Menschen gab? Ich würde sagen, das kann man leicht erklären.

 Auch in alten Zeiten fanden die Menschen - etwa wenn sie einen Brunnen gruben - die Überreste von Sauriern. Riesige Knochen, enorme Schädel. Das konnten nur Monster gewesen sein. Lindwürmer waren für die Menschen daher eine Realität und tatsächlich hatten sie ja existiert. Es gab Beweise, in Form von Knochen. Das waren also keine Hirngespinste und keine Schauermärchen, von Menschen erfunden, die zu viel Fantasie hatten. Es wurde etwas wirklich etwas gefunden, das man sich nicht erklären konnte.

 Menschen tun sich schwer damit, etwas nicht zu verstehen. Deshalb füllen sie Wissenslücken oft mit Fantasie. In diesem Fall mit ziemlich viel Fantasie. Denn wie sollte so ein mächtiges Ungetier, nur mit Weihwasser und Weihrauch getötet werden? Es hätte über diesen Versuch höchstens gelacht und den heiligen Veit zum Frühstück gefressen.

 


Es gab tatsächlich einen heiligen Veit, aber der lebte angeblich um 304 in Süditalien  und wurde angeblich in siedendes Öl geworfen, weil er sich weigerte, seinem christlichen Glauben ab zu schwören. Über ihn gibt es auch einiges zu sagen, aber das ist eine andere Geschichte. Interessant in Bezug auf die Legende vom Lindwurm, ist der heilige Veit insofern, als er in Beziehung zum Jahr 1115 gebracht wurde, obwohl er damals schon lange tot war. Sofern er überhaupt jemals wirklich gelebt hat. Offensichtlich ist er mit der Person des Einsiedlers identisch, denn er kann Wunder produzieren. Das zeigt nämlich: der Einsiedler ist nicht irgend jemand, sondern ein mächtiger Mann, der große Macht über andere ausüben kann, sogar über ein Monster. Das hat schon etwas Göttliches an sich.

 

Im Mittelalter waren viele Menschen dem Heidentum noch näher als dem Christentum. Sie haben Geschichten über irgendwelche Heilige gehört, ohne zu wissen, wann diese Personen angeblich gelebt haben. Die Bibel konnten sie nicht lesen, denn erstens konnten sie nicht lesen, zweitens war sie in lateinischer Sprache geschrieben und sie konnten kein Latein und außerdem waren Bibeln wertvoll und unzugänglich für die normale Bevölkerung, weil es Handschriften waren. Sie konnten mit dem "einzigen Gott" schon deshalb noch nicht viel anfangen. Priester erzählen ihnen nur Geschichten.  Die alten Göttinnen und Götter waren vielleicht zum Teil noch nicht ganz vergessen und so entstanden Heiligen Legenden, um die einfachen Menschen von ihren alten Göttern zu entfremden. Die Märtyrer Legenden passten da recht gut.

 Der heilige Veit wurde mit dem slawischen Gott Svantevit in Verbindung gebracht, was auch schon sehr viel aussagt. Ich glaube nicht, dass die Slawen Veit mit Svantevit identifizierten, aber angeblich haben sich besiegte Slawen als ehemalige Tributpflichtige Corveys und eines Sankt Vitus bezeichnet. Ziemlich verwirrend, die ganze Sache, denn schon im Mittelalter wusste man nicht genau, was man davon halten sollte. Genau diese Stelle in der Chronik,  bringt den heiligen Veit in Beziehung zu Mönchen. Corvey war nämlich ein Kloster, in welchem Mönche lebten. Zu Lebzeiten des Veit gab es noch keine Mönche.

 Erst 1168 wurde die Verehrung des Gottes Svantevit auf Rügen, durch den dänischen König Waldemar beendet. Also erst einige Zeit, nachdem der Heilige angeblich den Lindwurm getötet hatte. In Österreich lebten auch Slawen. Da wäre es nicht verwunderlich, hätten sie noch Kenntnis von Gott Svantevit gehabt. Auch wenn es verboten war, ihn zu verehren.

 Dieser Gott hatte vier Köpfe, was insofern verblüfft, als der heilige Veit in unserer Legende, es mit einem mehrköpfigen Ungeheuer zu tun bekam. Manche slawische Götter hatten sogar bis zu sieben Köpfe, wie der gefährliche Drache.

 


Der Ort Sankt Veit wurde in einer Urkunde erstmals 1195 erwähnt. Existiert wird es schon vorher haben. Es gibt auch eine Kirche, die nach dem heiligen Veit benannt wurde. Diese fand aber erst im 13. Jahrhundert Erwähnung. Bei Ausgrabungen wurden verschiedene Gegenstände gefunden die darauf hindeuten, dass in der Gegend um St. Veit, bereits in der Jungsteinzeit Menschen siedelten. Es gibt auch Funde aus der Römerzeit und natürlich auch aus der Zeit danach. Das ist allgemein bekannt. Was nicht jeder weiß: In Niederösterreich wurden Reste von Sauriern gefunden.  Abgesehen davon, glaubten die Slawen an Drachen, die Feuer speien konnten. Einer davon hieß Chudo-Yudo.

 

 Es passt also alles zusammen.

 

 So nebenbei erwähnt: Sie glaubten an Wiedergeburt.

 

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